FAQ

Wieviel ist (m)ein Harmonium wert?

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Die Frage nach dem Wert eines Harmoniums ist eine der am meisten gestellten, was aber auch den Grund darin hat, daß sie nur sehr selten einfach und direkt zu beantworten ist.

Es gibt nicht (mehr) so viele Harmoniums, daß man wie z.B. bei Gebrauchtwagen für bestimmte Instrumenten-Typen einen Durchschnittswert festlegen kann.
Bei Harmoniums kommt oft erschwerend hinzu, daß das Angebot an gebrauchten Instrumenten größer als die Nachfrage ist, was vor allem für Saugwindharmoniums gilt.
Dennoch findet sich vor allem zu höherwertigen Instrumenten wie Konzertharmoniums (sog. "Kunstharmoniums") oder aufwendig ausgestatten oder frühen Instrumenten oft ein Abnehmer.

Der Wert des betreffenden Harmoniums hängt auch von dem beabsichtigten Verwendungszweck ab, wobei sich zum Beispiel die Frage stellt, ob das Instrument zum Beispiel nur als dekoratives Möbelstück dienen soll, oder ob darauf auch gespielt werden soll, vielleicht sogar auf professionellem Niveau. Dabei bleibt anzumerken, daß es durchaus Instrumente gibt, bei denen sich hinter einem unscheinbaren Äußeren ein großes musikalisches Potential versteckt.
Einer der wichtigsten Aspekte ist dabei der Zustand des Instrumentes im Hinblick auf den beabsichtigten Verwendungszweck, insbesondere im Hinblick auf den spieltechnischen und klanglichen Zustand.

Bitte beachten Sie: Für eine verbindliche Angabe des Wertes muß der spieltechnische Zustand des Harmoniums vor Ort überprüft werden, d.h. es muß vor Ort inspiziert und probegespielt werden.
Da wir bei e-Mail-Anfragen den spieltechnischen und klanglichen Zustand Ihres Harmoniums nicht feststellen können, können wir Ihnen auch keine genauen und damit auch keine verbindlichen Angaben zum Wert des Instrumentes machen. Bestenfalls sind sehr grobe circa-Preisangaben möglich. Dafür helfen Ihnen eventuell aber auch die untenstehenden Formeln weiter.

Zudem gibt es hier auch einen ideellen Wert, den ein bestimmtes Harmonium zum Beispiel durch einen bestimmten Standort, einen vorherigen Eigentümer oder als Familien-Erbstück haben kann.Gerade derartige Faktoren können oft nur sehr individuell beurteilt werden.

Bei der Bewertung eines Harmoniums sollten die unten genannten Aspekte weiterhelfen.

Faktoren zur Bewertung eines Harmoniums

  • Modell:
    Ist das Instrument aus einer Modellreihe eines Herstellers, von der viele oder nur wenige Instrumente produziert wurden?
    Stammt das Instrument aus einer Modellreihe, in der nur wenige Exemplare produziert wurden, so treibt dies den Wert in die Höhe. Dies trifft insbesondere auf Konzert-Harmoniums, sog. 'Kunstharmoniums' (z.B. der Firmen MUSTEL, LINDHOLM (Modell 'Imperial'), SCHIEDMAYER (Modell 'Dominator'), sowie der Firmen TITZ, TRAYSER, u.a.) zu. Dasselbe gilt auch für frühe Harmoniums oder Physharmonicas, bei denen es sich je nach Umständen und Herkunft sogar um Einzelanfertigungen handeln könnte.
    Bei der überwiegenden Mehrheit aller Harmoniums handelt es sich jedoch um Instrumente aus der Serienfertigung.
    mehr Informationen über die grundlegenden Harmoniumtypen: Seiten Grundwissen zum Harmonium
     
  • Windsystem: Druckwind- oder Saugwindsystem?
    Harmoniums nach dem Druckwindsystem sind in weitaus geringeren Stückzahlen als die weit verbreiteten Harmoniums nach dem Saugwindsystem gefertigt worden. Auch die Anzahl erhaltener Saugwind-Harmoniums übersteigt deutlich die Anzahl erhaltener Druckwindharmoniums. Demnach ist der Wert von Harmoniums nach dem Druckwindsystem deutlich höher anzusetzen als der von Harmoniums nach dem Saugwind-System.
    Zudem sind die als Konzertinstrumente (u.a. "Kunstharmoniums") gefertigten Harmoniums meistens Druckwind-Instrumente.
    mehr dazu auf der Seite Ist mein Harmonium ein Druckwind- oder ein Saugwind-Harmonium? 
     
  • Alter oder Baujahr
    oft anhand der Seriennummer im Innern des Gehäuses oder anhand eines in das Gehäuseinnere geschriebenen oder gestempelten Datums zu ermitteln.
    mehr dazu siehe unter "Wie alt ist mein Harmonium?" (FAQ-Seite)
      
  • Anzahl der Manuale, sowie ggf. vorhandenes Pedal (Pedal bei sog. "Orgelharmoniums" oder"Zungenorgeln")
      
  • Anzahl der Spiele (=Zungenreihen), die nicht mit der Anzahl der Registerzüge gleichzusetzen ist, da zum einen die Manualteilung berücksichtigt werden muß (die Baß- und die Diskantseite haben jeweils eigene Registerzüge) und zum anderen die Hilfszüge wie z.B. die Züge für die Forteklappen nicht zu den Spielen gezählt werden.
      
  • Disposition (= Zusammensetzung der Register/Spiele).
    Generell gilt hier: Je mehr Zungenreihen/Spiele, desto wertvoller das Instrument. Aber auch andere nichtklingende Register zählen mit, wenn auch in der Regel nicht so sehr wie ein klingendes Register (=Spiel oder Zungenreihe).
      
  • Zustand:
    Kategorien: gut/spielfähig/restauriert/restaurierungsbedürftig...
    --> Hier spielt nicht nur der äußere Zustand (Gehäuse etc.) eine Rolle, sondern auch der innere, der das Windsystem und die tonerzeugenden Bauelemente betrifft. Besonders kritisch ist hier die Dichtigkeit des Instruments.
    Generell gilt: Je besser der Zustand des Harmoniums im Hinblick auf die Spielfähigkeit, umso höher ist der Wert des Instruments.
    Außerdem kann eine Instandsetzung oder gar Restaurierung den Wert des Instrumentes erhöhen.
    Zudem soll nicht vergessen werden, daß es auch Instrumente gibt, bei denen sich hinter einem unscheinbaren Äußeren ein großes musikalisches Potential verbirgt.
      
  • Bauweise und verwendete Materialien
    Je wertvoller die verwendeten Baumaterialien und je besser ihr Zustand, desto wertvoller das Instrument.
    Außerdem können aufwendig gefertigte Gehäuseformen den Wert steigern.
      
  • Verwendungszweck des Instruments / musikalischer Wert:
    Hier stellen sich insbesondere die folgenden Fragen:
    -  Was soll auf dem Instrument gespielt werden?
    -  Reicht die Disposition für das auf dem betreffenden Harmonium zu spielende Repertiore dafür aus?
      
  • Ideeller / ethischer Wert:
    Ist das Instrument aufgrund seiner Geschichte wertvoll oder erhaltenswert?
    Besteht zum Instrument und seiner Geschichte eine persönliche Beziehung?

Wichtig: Letztendlich kann man aus den oben genannten Gründen kein brauchbares Urteil über den Wert eines Instrumentes abgeben, solange man es nicht gesehen, probegespielt und nach Möglichkeit auch von innen inspiziert hat.
 

Faustregeln für den Wert eines Harmoniums

  • für Saugwind-Harmoniums:
    Für Veräußerungen wäre bei Saugwind-Instrumenten die Verhandlungsbasis der
    (damalige Goldmark-Preis)/2 = heutiger Preis in EURO, also:

    Wichtig für den erzielbaren Preis ist insbesondere der Zustand des Instruments.

  • für Druckwind-Harmoniums:
    Für Druckwind-Instrumente gilt die folgende Näherungs-Formel:
          Preis in EURO = (Anzahl der Spiele) x (EURO 500,--) x (Faktor Erhaltungszustand)

Es sei an dieser Stelle nochmals betont, daß die beiden angegebenen Formeln nur grobe Richtwerte ergeben und die oben genannten Faktoren, insbesondere der spieltechnische und klangliche Zustand bei dem erzielbaren Preis immer berücksichtigt werden müssen.

Bitte beachten Sie:
Der mit den obigen Formeln ermittelte Wert ist jedoch nicht immer als Verkaufspreis erzielbar. Bei einem eher hoch angesetzten Verkaufspreis wird man in der Regel länger nach einem Käufer suchen müssen.
 

Bitte beachten Sie für die Bestimmung des Harmonium-Herstellers und des Harmoniumtypus auch unsere Seite zum Thema Wo finde ich Informationen über Harmoniumhersteller?.

Weitere Informationen zum Thema: FAQ-Seite der Reed Organ Society zum Wert von Harmoniums (auf Englisch).
 

Erstellt von Stefan Gruschka
Dank an Ulrich Averesch für Informationen zum Thema.

Zu den Ansprechpartnern.