Harmonium 4.0 – Soundscapes –
heißt eine neue CD. Die englische Wortschöpfung „Soundscape“ kann sinngemäß mit "Klanglandschaft" übersetzt werden. Ein Begriff der von dem Komponisten Richard Murray Schafer eingeführt wurde und auch die „Musique concrète“ beinhaltet.
Zunächst aber gibt die CD eine besondere Klanglandschaft wieder. Es ist das Projekt: „Kompetenzzentrum für Orgel und Harmonium“ in Groß Germersleben. Dort sind ca. 50 Harmoniums untergebracht, um sie vor dem Vergessen zu retten. Auf der CD werden fünf Instrumente exemplarisch vorgestellt. Einerseits mit Stücken aus der Harmoniumliteratur von Karg-Elert, Reinhard, Langlais und andererseits mit Stücken die vom Interpreten Gerhard Noetzel (Domkantor in Halle) für die Instrumente adaptiert wurden. Und nicht zuletzt eine Improvisation zu Psalm 8, die auf drei Tonspuren nachträglich gemischt ein interessantes Beispiel für die Musique concrète ist, realisiert von dem Tonstudio „horchmal!“, das die CD produzierte.
Als Instrumente wurden verwendet: ein J.&P.Schiedmayer Vierspiel-Druckwindharmonium aus dem 19. Jahrhundert; ein Lindholm Pedalharmonium ca. 1955 gibt die Gnossienne No.1 von Erik Satie eindrucksvoll wieder; ein Lindholm-Harmonium von 1972 mit steiler Disposition (neobarock); ein Bongard-Harmonium von ca. 1960 und ein Hörügel-Harmonium mit zwei Manualen, dass das romantische Klangideal gut repräsentiert, also ein Querschnitt der Sammlung und auch ein Querschnitt der ostdeutschen Harmonium-Landschaft.
Das Kompetenzzentrum für Orgel und Harmonium in Groß Germersleben, gelegen zwischen Magdeburg und Halberstadt, wurde von dem Kirchenkreis Egeln eingerichtet. Es dient der Weiterbildung von Organisten. Die CD soll einen neuen Eindruck vom Harmonium vermitteln und davon, wie das Repertoire ausgeweitet werden kann.
Der aufgeschlossene Hörer bekommt eine Vielfalt geboten, die das Vorurteil und Klischee „Psalmenpumpe“ oder „Religionskommode“ erst gar nicht aufkommen lässt.
Und sicher wird auch der eine oder andere Pfarrer die CD mal in einem organistenlosen Gottesdienst einsetzen. Es muss nicht immer die gleiche Toccata von J.S.Bach sein, die der CD-Player dann spielt.
Für alle die mal hinein hören möchten, hier der Link dafür:
https://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/-/art/gerhard-noetzel-harmonium-4-0-soundscapes/hnum/9520447
Ulrich Averesch